Island

Zu Fuß durch Islands wilde Naturlandschaften

Island ist mit 3 Einwohnern pro Quadratkilometer das am dünnsten besiedelte Land Europas, ständig erinnern rauchende Lavafelder an seine geologische Herkunft, es ist rein vulkanischen Ursprungs. Die Landschaft ist bei gut 100 000 km2  unglaublich vielfältig und somit ein Paradies für jeden Wanderer, Abenteurer und Naturfotografen.

Ich wache in der Nacht auf und muss auf die Toilette. Wie selbstverständlich mache ich die Terrassentür auf und gehe ins Freie, da fällt mir ein: Ich bin ja wieder daheim, in meiner Wohnung in Tirol und nicht mehr im Zelt und in Island!

Einen Monat lang bin ich mit meiner Freundin durch Island gewandert und getrampt. Wir haben ausschließlich in unserem Zelt geschlafen, selbst gekocht und gestaunt über die Vielfältigkeit dieser kleinen Insel ganz im Norden.

Unberührte Naturlandschaften

Ende Juli 2012, mitten im kurzen isländischen Sommer, empfängt uns Reykjavik mit dem erwartenden nasskalten, windigen Wetter.  Mehr als die Hälfte von Islands 320 000 Einwohnern lebt in der Hauptstadt. Mit der Sehnsucht nach Einsamkeit und Stille fahren wir nach Norden, hoch hinauf in die Westfjorde. Hunderte Kilometer schlängelt sich die Küstenstraße durch jeden einzelnen Fjord. Unser Ziel, Hornstrandir, ist der nordwestlichste Teil Islands und nur mit dem Boot zu erreichen. Es ist eine der letzten unberührten Naturlandschaften Europas. Unseren Weg müssen wir oft selber finden, manchmal leiten uns Steinmännchen den Weg durch die sumpfige, kniehohe Vegetation. Am Abend erreichen wir die Rangerstation in Hornvik und werden dort von einem Rudel Polarfüchse empfangen. Jónas Gunnlaugsson ist nicht nur der Betreuer dieses Naturschutzgebietes, er gibt auch gerne Auskunft über die aktuellen Wetter- und Wegbedingungen, die in dieser Abgeschiedenheit oft überlebensnotwenig ist.

 

Bei der Erkundung einer Vogelklippe in Hornbjarg finden wir am Strand immer wieder große, ausgebleichte Baumstämme, Treibholz aus Sibirien. Wegen der fast vollständigen Abholzung der Insel durch die Wikinger bereits im frühen Mittelalter ist Island auf dieses Baumaterial angewiesen. Nach nächtlichen Ausflügen zum Fischen und Beobachtungen der spielenden Polarfüchse müssen wir wieder aufbrechen, um in zwei Tagen über einige Pässe unser Boot auf der anderen Seite der Halbinsel in Heysteri zu erreichen.

 

Trekking der Superlative

Kontrast zu der schroffen Klippen- und Sumpflandschaft bieten die bunten Rhyolithberge im Süden des Landes. Der „Laugavegur“ von Landmannalaugar nach Pörsmark soll weltweit eine der schönsten Trekkingrouten sein, vorausgesetzt das Wetter stimmt und die Wolken geben den Blick auf die surrealistisch anmutende, farbenfrohe Landschaft frei. Zum Ausgangspunkt müssen noch reißende, hüfttiefe Flüsse mit dem geländegängigen Bus gefurtet werden, bevor dann am Abend in Islands bekanntestem natürlichen „Hotpot“ im warmen Thermalwasser entspannt werden darf. Vier Tage lang durchwandern wir staunend rauchende Landschaften, kommen an riesigen Gletschern vorbei, wie an dem im Jahr 2010 europaweit bekannt gewordenen Eyafjallajökull und können unsere Füße in kleinen Bächen und Seen abkühlen. Entgegen unseren Erwartungen ist es ungewöhnlich warm. Es ist ein Rekordsommer mit wenig Regen. Ein Glück für Touristen, aber für die Bauern und die Fischer stellen sich mit dem ausbleibenden Regen und den anhaltend hohen Temperaturen zunehmend Probleme ein, erfahren wir im Autostopp zurück nach Reykjavik.

 

Tosende Wassermassen am Dettifoss

Unsere nächste Trekkingtour führt uns zum Dettifoss, Islands und vielleicht auch Europas größtem Wasserfall. Pro Sekunde fallen hier über 500m3 mit Geröll beladenes Wasser in einen von senkrechten Basaltfelsen eingerahmten Canyon.  Zwei Tage wandern wir die Schlucht Jökulságljúfur entlang. Der Jökulsá á Fjöllum ist einer der vielen Abflüsse vom volumenmäßig größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull (dt. Wassergletscher) und hat hier maßgebend die Landschaft geprägt. So haben sich beim letzten Jökulhaup (dt. Gletscherlauf), bei dem plötzlich riesige Wassermassen unter dem Gletscher frei werden, 500.000m3 pro Sekunde in das Flusstal ergossen und dabei den Canyon erschaffen.

Am Mückensee

Nach einer Walbeobachtungstour in Húsavik geht es etwas südlicher zum See Myvatn (dt. Mückensee), der bei fehlendem Wind seinem Namen auch gerecht wird! Das durch Vulkanismus aufsteigende Kohlendioxid zieht dunkle Schwärme dieser Plagegeister an. Wegen der vielseitigen Lavaformationen und der kleinen Inselchen lässt sich hier trotzdem eine interessante Zeit verbringen und im natürlichen Thermalbad gut entspannen.

Zu den Drehorten von James Bond

Islands Hauptverkehrsroute ist die Ringstraße N1, die kreisförmig die Insel umschließt. Im Landesinneren befindet sich das Hochland, das meistens nur mit einem Allradfahrzeug zu erreichen ist. Wir folgen der Ringstraße nach Osten und schließlich nach Süden, wo wir wieder auf den Vatnajökull mit seinen riesigen Gletscherzungen treffen. Der mit über 8000km2 größte Gletscher Islands ist mit seiner Naturgewalt omnipräsent. So auch bei der Durchquerung der 56km langen Küstenlinie der Sandur, einer 1000km2 großen Schwemmlandebene oder im Naturspektakel des Jökulsarlon (dt. Gletscherflusslagune), wo bei den treibenden Eisbergen im Gletschersee zwei James Bond Filme gedreht worden sind.

 

Nach Besichtigung der typischen Touristenattraktionen wie Wasserfällen und Geysiren schließt sich unser Kreis wieder in Reykjavik. Bei Beobachtung der ersten Nordlichter vom Flugzeug aus fassen wir den Entschluss wiederzukommen und vielleicht auch den Vatnajökull zu überqueren, mit Tourenschi.

Reiseinfos:

Beste Reisezeit: Hauptreisezeit und die beste Zeit für Trekkingtouren sind Juli/August. Die Dämmerung setzt erst gegen 22.00 Uhr ein und die Temperaturen liegen oft bei angenehmen 20 °C.

 

Ausrüstung:

Island ist normalerweise ein sehr feuchtes, windiges Land. Wasserfeste Kleidung ist daher unbedingt notwendig. Wird im Zelt übernachtet, sollte es auch entsprechend windfest sein. Für eine Tour in den Westfjorden muss auch der Proviant selber mitgebracht und getragen werden.

 

Transportmittel:

Innerhalb des Landes bietet sich ein Mietauto (ab 70/Tag Euro für einen Kleinwagen, bis 300€/Tag für einen Geländewagen) für die Weiterreise an. Das Befahren vieler Straßen im Landesinneren ist nur mit einem Allradfahrzeug erlaubt. Das Weiterkommen per Autostopp funktioniert gut, man sollte jedoch die entsprechende Zeit und Geduld mitbringen. Entlegene Gebiete wie die Westfjorde können von Kevlavik aus auch mit dem Flugzeug erreicht werden.


Fotografieren bedeutet den Kopf, das Auge und das Herz auf dieselbe Visierlinie zu bringen. Es ist eine Art zu leben. (Henri Cartier-Bresson)